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Von Künstlicher Intelligenz und lebendigem Geist Gottes

„Komm, Heilger Geist,

erfüll die Herzen deiner Gläubigen

und entzünd in ihnen das Feuer

deiner göttlichen Liebe.“

altkirchlicher Gebetsruf

 

Liebe Gemeindeglieder,

liebe Leserinnen und Leser,

 

neulich kamen wir beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst in Duisburg zu Dritt auf das Thema „KI“ (= Künstliche Intelligenz) zu sprechen. Für mich besonders interessant war dann die Frage, ob die KI nicht auch meine Arbeit als Pastor effizienter machen könnte. Zum Beispiel beim Predigtschreiben. Man müsse die KI nur mit den entsprechenden Daten füttern, möglichst konkret und doch breit aufgestellt, und schon bekäme ich in Sekundenschnelle eine fertige Predigt geliefert.

 

Im Pfarrkonvent gab es vor einiger Zeit auch schon mal eine kleine Demonstration zum Umgang mit der KI. Ein junger Pastor im Kirchenbezirk fragte chat gpt nach einer Begrüßung zum Vierten Advent. Herausgekommen ist ein recht guter Text, faktisch alles richtig, Umfang angemessen und auch ein wenig herzlich. Ja, KI kann auch das Wort Gottes lesen und wiedergeben mit vielen hilfreichen Suchfunktionen und Verknüpfungen.

 

Nun frage ich mich aber immer noch, ob es denn einen Unterschied zwischen einer Predigt von chat gpt und einer von einem menschlichen Pastor gibt. Immerhin dauert es nicht mehr lange, so einer der Gesprächspartner, dass die KI auch auf emotionaler Ebene immer besser wird. Man kann es ausprobieren, indem man z.B. den Google-Assistenten auf dem Handy mal lobt. Antwort: „Danke sehr! Das weiß ich sehr zu schätzen :-)“ 

 

Und doch werde ich das Gefühl nicht los: Da fehlt etwas! Ich bezeichne es mal als die Dimension des Transzendenten in den toten Buchstaben und Gedanken der KI. Denn die arbeitet doch nur mit Daten aus der immanenten Welt, also der Welt, die wir erfahren und begreifen können. Sie kann auch gar nichts anderes!

 

Der Glaube hingegen wird inspiriert (= eingehaucht) aus der Welt, die unsere erfahrbare übersteigt, hinter ihr liegt, von Ewigkeit zu Ewigkeit her besteht und digital nicht erfassbar ist. Und das ist gut so! Denn sonst blieben wir mit unseren menschlichen, zugegebenermaßen beeindruckenden Möglichkeiten, doch nur bei uns selbst. Deshalb bin ich dankbar, dass Gott uns nicht allein lässt, gerade auch in unseren Tagen, in denen sich neben allen technischen Errungenschaften leider auch die menschlichen Abgründe an vielen Orten immer wieder auftun.

 

Zu Pfingsten feiern wir die tröstliche Gegenwart Jesu in seinem Heiligen Geist, der uns immer wieder neu inspiriert und uns „Vater“ zu Gott im Himmel sagen lässt. Ein einzigartiger, gnadenvoller Vorgang, nicht digital eingesprochen, sondern aus tiefster Seele und erfüllt von brennender Liebe zu Gott, zu Schwestern und Brüdern im Geist und zu allen Menschen.

 

Mit pfingstlicher Freude grüße ich Sie und Euch ganz herzlich

Ihr/Euer Pastor Michael Otto